Ja – aber nur bei wenigen Dateien: Einige Epstein-Dokumente waren so schlampig „geschwärzt“, dass Internetnutzer sie mit Copy‑Paste oder simplen Bildtricks wieder lesbar machten. Und genau diese kleine Panne legt brisante Details frei – von monatlichen Zahlungen an ein Ex‑Model bis zu Anweisungen, Beweise zu vernichten.
Der spannendste Befund zuerst
- Korrektur der Schlagzeile: Nicht „viele“ PDFs, sondern „einige“ – bestätigt ist mindestens ein klar belegter Fall, weitere wenige sind plausibel dokumentiert. Mehrere seriöse Medien verifizieren das, aber keiner spricht von einer breiten Welle fehlerhafter Schwärzungen.
- Der konkrete Fehler scheint aus einer bereits 2021 eingereichten US‑Virgin‑Islands‑Gerichtsakte zu stammen – nicht primär vom US‑Justizministerium (DOJ). Das DOJ stellte später den kompletten Satz online, inklusive der damals schon fehlerhaften Datei.
Was wirklich passiert ist
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Wie der „Trick“ funktionierte: In vereinzelten PDFs lagen schwarze Balken nur als optische Überdeckung über dem Text. Ergebnis: Inhalte blieben im Datenlayer und ließen sich teils per Markieren/Kopieren oder in Bildprogrammen sichtbar machen. Quellen: The Guardian; CNN; Snopes.
- Guardian: berichtet von umgehbaren Redaktionen (Copy‑Paste/Photoshop) und zitiert mehrere Passagen aus einem USVI‑Dokument theguardian.com
- CNN (zusammengefasst): verfolgt den Redaktionsfehler zu USVI‑Gerichtsunterlagen; nur „einige/wenige“ Dateien betroffen keyt.com
- Snopes: bestätigt das Copy‑Paste‑Problem für ein konkretes Beispiel archive.vn
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Wichtige inhaltliche Funde aus den „entschwärzten“ Stellen (laut Guardian/CNN):
- Über Jahre mehr als 400.000 US‑Dollar an junge Frauen; davon über 380.000 US‑Dollar an ein ehemaliges russisches Model – in Monatsraten à 8.333 Dollar (2015–2019). archivierte Guardian‑Fassung
- Zahlungen an „participant‑witnesses“ inklusive Anwaltskosten; Berichte über Drohungen, gezielte Negativgeschichten gegen Opfer und Anweisungen, Beweise zu vernichten. theguardian.com
- Auffällige Lücke zwischen hohen Grundsteuerzahlungen (z. B. Santa Fe 2017/2018) und mageren Firmenbilanzen (Beispiel „Cypress“). theguardian.com
Was stimmt – und was nicht
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Bestätigt
- Ja, es gab fehlerhafte „Schwärzungen“, die sich teilweise mit einfachen Mitteln aushebeln ließen. Guardian, CNN/KEYT, Snopes
- Die zitierten Inhalte stammen aus USVI‑Zivilverfahren gegen Epsteins Nachlassverwalter Darren K. Indyke und Richard D. Kahn; diese Verfahren sind seit 2021 dokumentiert. Reuters
- Die DOJ‑Veröffentlichung erfolgte aufgrund des Epstein Files Transparency Act – mit rechtlich zulässigen, teils sehr weitgehenden Schwärzungen zum Opferschutz. CBS
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Korrekturen
- „In vielen PDF-Dateien“ ist überzogen. Verlässliche Berichte sprechen von einer kleinen Zahl unter Hunderttausenden Seiten. CNN/KEYT, Snopes
- Die New York Times wird teils so zitiert, als habe sie den „Entschwärz‑Hack“ berichtet. Belegt ist das so nicht; die NYT fokussierte auf den Umfang der Redaktionen und geringe neue Erkenntnisse. Die konkreten Umgehungen dokumentierten vor allem Guardian/CNN.
Wichtiger Kontext: Viel „Schwarz“ – aber ein anderer Skandal
- Parallel zur Pannen‑Redaktion ist es richtig, dass die DOJ‑Akte insgesamt extrem stark geschwärzt war – laut Berichten mindestens 550 komplett schwarze Seiten. Das ist politisch umstritten, aber ein anderes Thema als die technisch fehlerhaften Balken. CBS
- Separat davon verschwanden zeitweise Dateien von der DOJ‑Seite und tauchten später wieder auf – ein weiteres Pannen‑Kapitel, aber unabhängig von den Entschwärzungen. AP
Wie wir das geprüft haben
- Wir haben die zentralen Behauptungen des ursprünglichen Artikels gegen verifizierende Berichte gehalten:
- Umgehbare Schwärzungen: Guardian/CNN/Snopes
- Herkunft des Fehlers (USVI‑Gerichtsakte von 2021): CNN‑Berichtszusammenfassung keyt.com
- Inhaltliche Passagen: Guardian (inkl. archivierter Fassung mit wörtlichen Zitaten)
- Kontext zur Veröffentlichung und zu den massiven Redaktionen: CBS
- Temporäre Datei‑Ausfälle: AP
Was noch unklar ist
- Wie viele Dokumente exakt fehlerhaft „überdeckt“ wurden, bleibt offen. Verifiziert ist mindestens ein Fall, weitere wenige sind glaubhaft belegt. Eine vollständige Zählung liegt nicht vor.
- Ob die USVI oder das DOJ nachbessern (neue, korrekt redigierte Uploads) und ob interne Prüfungen zu Verantwortlichkeiten führen, ist noch nicht öffentlich bekannt.
Sicherheits‑Hinweis
- Vorsicht vor inoffiziellen „entschwärzten“ ZIP‑Archiven und Spiegelservern. Es kursieren Malware‑Pakete und manipulative Dateien. Nutzen Sie ausschließlich die offiziellen DOJ‑Downloads. Forbes
Warum das wichtig ist Ein kleiner technischer Fehler kann große Wahrheiten durchlassen: Die wenigen entschwärzten Textstellen ergänzen das Bild von Epsteins Netzwerk – Zahlungen, Einschüchterung, mögliche Beweisvernichtung, fragwürdige Finanzen. Gleichzeitig zeigt der Fall, wie schnell Übertreibungen („viele PDFs!“) die Runde machen. Die Wahrheit liegt dazwischen: kein Massenleck, aber ein echtes – und aufschlussreiches – Redaktionsversagen.