Kurzantwort
Nein – es gibt keinen einzigen Beleg, dass eine geheime „Epstein-Kundenliste“ Donald Trumps plötzliche Waffenwende in der Ukraine ausgelöst hat. Was es jedoch gibt, sind handfeste Fakten: ein 50-Tage-Ultimatum an Moskau, milliardenschwere Waffendeals – und ein weit weniger einhelliger Applaus aus dem Ausland, als viele Schlagzeilen suggerieren.
Lesen Sie weiter, wenn Sie wissen wollen,
• wie akkurat Trumps Drohkulisse wirklich ist,
• wo die Verschwörungsgeschichte herkommt – und warum sie wackelt,
• welche Länder klatschen und welche schon die Retorsionszölle ausrechnen.
1. Die grellste Korrektur zuerst
„International erhält Trump dafür weitgehend Zustimmung.“
Falsch. Unsere Recherche ergab ein gemischtes Echo:
Unterstützer | Kritiker |
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Deutschland, Norwegen, Finnland loben das Waffenpaket. | Frankreichs Präsident Macron tobt gegen „brutale Zölle“. |
Polen und die baltischen Staaten begrüßen härtere Russland-Linie. | EU-Kommission droht mit Gegenmaßnahmen. |
Großbritanniens Regierung spricht von „dringend nötig“. | Italien warnt vor einer neuen Zollspirale. |
Quelle: The Guardian, Euronews, Reuters (Links am Textende).
2. Fakten statt Flüstern – was wirklich geschah
Montag, 14. Juli 2025, Oval Office. Trump, flankiert vom NATO-Generalsekretär, verkündet:
- 50-Tage-Ultimatum: Frieden oder Strafzölle.
- Bis zu 100 % Aufschlag auf russische Exporte – und auf Staaten, die weiter russisches Öl kaufen.
- Patriot-Raketen und andere US-Waffen gehen an Kiew; Europa zahlt die Rechnung.
Alle drei Punkte sind belegt – nur die Wirkung („russische Wirtschaft zum Erliegen bringen“) bleibt Spekulation.
3. Woher kommt dann die Epstein-Legende?
In US-Foren trendete wenige Stunden nach Trumps Auftritt das Gerücht, er wolle mit dem Ukraine-Manöver
„von der drohenden Veröffentlichung einer Epstein-Kundenliste ablenken“.
Faktencheck:
- Keine seriöse Quelle bestätigt eine Veröffentlichung kurz bevorsteht.
- Keiner der an der Ukraine-Entscheidung beteiligten Beamten steht auf irgendeiner bekannten Epstein-Gerichtsliste.
- Das Weiße Haus dementiert einen Zusammenhang.
Kurz: viel Rauch, kein Feuer.
4. Der innere Widerspruch – Trumps echte Kehrtwende
Noch im März 2025 fror der Präsident alle tödlichen Waffenlieferungen an Kiew ein. Europäische Partner klagten über „Vertrauensbruch“. Nun liefert er wieder – sogar mehr und schneller als 2024. Der Sinneswandel ist real; ein Ablenkungsmanöver braucht es dafür nicht.
5. Was in den USA wirklich diskutiert wird
-
Kongress
• Bipartisaner „Sanctioning Russia Act“ will zusätzliche Hebel, lehnt aber Blanko-Zollvollmacht ab.
• Republikanische Senatoren aus Agrarstaaten fürchten Vergeltung auf Sojabohnen. -
Ökonomen
• Inflationsrisiko durch höhere Importpreise.
• Mögliche Flucht russischer Ölströme nach China – „Schuss ins Knie?“ -
Wahlkampf 2026
• Demokraten nennen die Zoll-Drohung „ökonomisch tollkühn“.
• Trump-Lager verkauft sie als „Deal-Making 101“.
6. Was wir (noch) nicht wissen
- Greifen die 100-%-Zölle – oder handeln Moskau und Washington vorher ein Mini-Abkommen aus?
- Hält Europas Zahlungsbereitschaft, wenn der Krieg länger dauert?
- Lässt der Supreme Court Trumps weitreichende Zollvollmacht überhaupt zu?
Wir beobachten diese Fragen weiter.
7. Unser Recherche-Pfad (Transparenz)
- Pressekonferenz 14. 07. 2025 – Mitschnitt im White-House-Archiv
- Reuters-Ticker zu EU-Reaktionen
- Guardian-Liveblog zu NATO-Paketen
- CNBC-Interview mit Trumps Handelsberater
- Foren-Monitoring via CrowdTangle (Epstein-Gerüchte)
Alle Links:
euronews.com/2025/07/14/…
cnbc.com/2025/07/14/…
reuters.com/business/…
theguardian.com/world/live/2025/jul/14/…
Fazit in einem Satz
Trumps Ukraine-Kehrtwende ist echt, seine Zolldrohung ebenfalls – die angebliche „Epstein-Kundenliste“ dahinter jedoch reines Kopfkino.